Stromkosten zu hoch? Das liegt nicht unbedingt am Anbieter, sondern unter Umständen am Verbrauch. Die Deutschen verbrauchen im Jahr etwa 607 Milliarden Kilowattstunden Strom, für eine Einzelperson sind aber nur 1.500 Kilowattstunden empfohlen, so das Statistische Bundesamt. Die Stromkosten sind inzwischen für viele Haushalte in Deutschland zu einer großen Belastung geworden. Seit einigen Jahren steigen die Strompreise kontinuierlich an und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Viele Verbraucher sind verunsichert und versuchen, den eigenen Stromverbrauch zu senken. Wir erläutern die Entwicklung des durchschnittlichen Jahresverbrauchs und zeigen Ihnen, wie Sie den Stromverbrauch berechnen können.
Mit den empfohlenen 1.500 Kilowattstunden jährlich kann man auskommen – die meisten Ein- und Zweipersonenhaushalte halten die empfohlenen Werte aber nicht ein. Wie hoch der Stromverbrauch je Haushalt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Anzahl der dort wohnenden Personen ist ein Faktor, aber auch die Art und das Alter der verwendeten Geräte, ob Mietwohnung oder freistehendes Haus spielen eine Rolle. Das ist ganz natürlich: Garagen und Außenbeleuchtungen werden in größeren Gebäuden mit vielen Mietwohnungen gemeinschaftlich genutzt. Ob man als Single, Paar oder Familie mit drei Kindern in einer Wohnung lebt, ist letztendlich egal, denn es gibt Immer nur einen Herd und eine Mikrowelle in der Küche. So wird der Verbrauch des einen Geräts (beziehungsweise der Außenbeleuchtung, der Garagenbeleuchtung etc.) auf mehrere Personen verteilt. Der Verbrauch verändert sich nicht, die Anzahl der nutzenden Personen aber durchaus. Anders ausgedrückt: Zusammenleben senkt den Pro-Kopf-Stromverbrauch.
- Die Anzahl der zusammenlebenden Personen. Der Jahresverbrauch steigt mit jeder weiteren Person, der Pro-Kopf-Verbrauch dagegen sinkt.
- Die Art der Warmwasserversorgung. Ein Durchlauferhitzer wird mit Strom betrieben, kleine Boiler auch. Aber die Warmwasserversorgung kann auch mit Öl oder Gas in einer zentralen Heizanlage geregelt werden. Das senkt den Stromverbrauch.
- Die Art des Wohnens. Ein freistehendes Einfamilienhaus hat aufgrund der von nur wenigen Menschen genutzten Außenanlagen einen höheren Pro-Kopf-Stromverbrauch als eine Anlage mit vielen Mietwohnungen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum man den Stromverbrauch wissen will. Erstens lässt sich der Verbrauch, wenn man ihn einmal genau kennt, auch senken. Das spart Kosten, es schont die Umwelt, und bei den meisten Maßnahmen leidet der Komfort nicht. Und zweitens können energieineffiziente Geräte ausfindig gemacht und durch neuere, sparsamere und vor allem sichere Geräte ersetzt werden. Wer beispielsweise die Standby-Geräte des Haushalts an Master-Slave-Steckdosen anschließt. Werden die Geräte gerade nicht gebraucht, kann die Steckdose einfach ausgeschaltet werden. Der Stromverbrauch sinkt. Gleichzeitig lässt sich der Schalter nutzen, um bei Gewitter sensible Geräte schnell und einfach vom Netz zu nehmen – der beste Schutz vor Überspannung.
Jährliche Veränderung des Stromverbrauches der privaten Haushalte
Man kann es ganz kurz und knapp sagen: Seit einigen Jahren sinkt der Pro-Kopf-Stromverbrauch in Deutschland kontinuierlich. Diese Zahlen wurden vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht und beziehen sich auf den Stromverbrauch für Elektrogeräte, Beleuchtung, Warmwasser (für Hygiene) und Raumwärme. Waren es im Jahr 2010 noch insgesamt 139.756 Gigawattstunden, wurden im Jahr 2016 schon nur noch 128.418 Gigawattstunden verbraucht. 8,1 % weniger Stromverbrauch bei einem Zuwachs von 1,6 % in der Anzahl der Haushalte sind ein gutes Ergebnis. Am stärksten sank der Stromverbrauch je Haushalt bei den 3- und mehr Personenhaushalten, hier waren es 10,1 %. Mit einem Minus von 9,1 % kommt danach der 2-Personenhaushalt, beim Singlehaushalt waren es nur 6,6 %. Der größte Teil der Ersparnis geht auf das Konto der Elektrogeräte, wie eine Aufschlüsselung von Destatis zeigt.
Es sind also wirklich die Elektrogeräte, die einen großen Teil des Stromverbrauchs ausmachen. Die Geräte werden seit einigen Jahren immer sparsamer, so dass der Stromverbrauch je Kopf sinkt. Die Entwicklung zeigt auch, dass sich die sparsameren Geräte in Mehrpersonenhaushalten noch stärker bemerkbar machen als im Singlehaushalt.
Haushalt | Daten aus dem Jahr 2010 | Daten aus dem Jahr 2012 | Daten aus dem Jahr 2014 | Daten aus dem Jahr 2015 | Daten aus dem Jahr 2016 |
---|---|---|---|---|---|
Strom je Haushalt | 3.468 kWh | 3.446 kWh | 3.258 kWh | 3.168 kWh | 3.135 kWh |
1-Personen-Haushalt | 2.103 kWh | 2.101 kWh | 2.035 kWh | 1.994 kWh | 1.964 kWh |
2-Personen-Haushalt | 3.538 kWh | 3.506 kWh | 3.340 kWh | 3.263 kWh | 3.215 kWh |
3 und mehr Personen-Haushalt | 5.517 kWh | 5.498 kWh | 5.154 kWh | 5.028 kWh | 4.961 kWh |
Quelle: Statistisches Bundesamt / destatis.de |
Moderne Haushaltsgeräte benötigen in der heutigen Zeit weniger Strom und arbeiten somit deutlich effizienter. Dies zeigt sich eindrucksvoll in den sinkenden Zahlen, die zum Teil auf einem geringeren Strombedarf der Geräte beruhen.
Wie kann Einsparpotenzial ermittelt werden?
Wenn Sie Ihren Energieverbrauch senken, sparen Sie bares Geld. Ermitteln Sie Ihren eigenen Stromverbrauch und vergleichen Sie diesen Wert mit den durchschnittlichen Verbrauchswerten. So können Sie vorhandenes Einsparpotenzial erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen. Generell wird der Stromverbrauch in jedem Haushalt von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst:
Anzahl der Personen
Wenn in einem Haushalt mehrere Personen leben, erhöht dies automatisch den Stromverbrauch. Allerdings ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Vergleich zu Single-Haushalten bei größeren Haushalten geringer, da die meisten Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Waschmaschine & Co. hier gemeinsam genutzt werden.
Größe der Wohneinheit
Wohnungen in Mehrfamilienhäusern weisen in der Regel im Vergleich zu Ein- und Mehrfamilienhäusern einen etwas geringeren Verbrauch auf. Dies kann damit erklärt werden, dass sich bei den Häusern Stromverbrauch für Garten, Garage, Außenbeleuchtung und weiteren Faktoren bemerkbar macht.
Warmwasserbereitung
In etwa 25 % aller deutschen Haushalte wird Wasser für Dusche, Bad & Co. per Strom erhitzt (Durchlauferhitzer, etc.). Durch diesen Einsatz wird zusätzlich der Stromverbrauch erhöht.
Stromverbrauch berechnen
Wer den genauen Stromverbrauch nicht kennt, kann ihn errechnen. Es gibt ein paar einfache Formeln, die dabei helfen. Da die Rechnung für jeden gleich ist, aber nicht jeder Mensch gleich lebt. Ob jemand lange Haare hat, die jeden Morgen gewaschen und geföhnt werden, kann im Stromverbrauch schon einiges ausmachen. Und ob der Kühlschrank 20 Jahre alt ist und der Energieeffizienzklasse C entspricht oder ein Neugerät der Klasse A+++ ist, macht auch einen Unterschied. Wenn der eigene Stromverbrauch über die Formel ermittelt wird, ist das also immer nur ein Näherungswert.
Wenn Sie Ihren Jahresverbrauch nicht kennen oder die Jahresrechnung Ihres Stromlieferanten nicht vorliegt, können Sie den Verbrauch mit einer einfachen Formel berechnen. Diese wurde vom Bund der Energieverbraucher e.V. entwickelt und ermöglicht eine unkomplizierte Berechnung. Berücksichtigt werden die Personenzahl, die Wohnfläche sowie die Anzahl der Haushaltsgeräte. Dabei werden jedoch Kleingeräte wie Mixer oder Toaster nicht berücksichtigt, es sollten Großgeräte berücksichtigt werden:
- Waschmaschine
- Wäschetrockner
- Elektroherd
- Geschirrspüler
- Kühlschrank
- Gefriertruhe
- TV-Gerät
- Spielekonsole (Playstation, X-Box, etc.)
- Computer
- elektrisches Heizgerät
So berechnen Sie Ihren Stromverbrauch pro Jahr im Haushalt
Die Formel für den Stromverbrauch ist:
Wohnfläche in qm x 9 kWh
+ Personen im Haushalt x 200 kWh
+ Anzahl Elektrogeräte im Haushalt x 200kWh
= Stromverbrauch kWh/Jahr
Quelle : Bund der Energieverbraucher e.V.
Aufgeschlüsselt bedeutet das: Die Wohnfläche in Quadratmetern muss bekannt sein. Dieser Wert wird mit 9 kWh multipliziert. Anschließend wird die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen mit 200 kWh multipliziert. Wird Warmwasser elektrisch erhitzt, muss hier mit 550 kWh anstelle der 200 kWh multipliziert werden. Anschließend wird die Anzahl der Elektrogeräte im Haushalt mit 200 kWh multipliziert. Die drei Werte müssen nun addiert werden und ergeben zusammen den ungefähren Stromverbrauch des Haushalts. So zumindest errechnet der Bund der Energieverbraucher e. V. den Stromverbrauch. Genauere Werte erhält man, wenn man für jedes der vorhandenen Elektrogeräte den genauen Verbrauch (kWh stehen auf dem Gerät, multipliziert mit der Zeit, die das Gerät jährlich läuft) errechnet und anstelle des Pauschalwertes in der dritten Multiplikation einrechnet. Das ist bei Kleingeräten wie Rasierapparaten, Haarföns, Handrührgeräten und dergleichen aber eher schwierig, denn diese Geräte werden erfahrungsgemäß nur jeweils für wenige Minuten genutzt.
Beispiel:
100 qm Wohnfläche x 9 kWh = 900 kWh
+ 3 Personen im Haushalt x 200 kWh = 600 kWh
+ 9 Elektrogeräte im Haushalt x 200 kWh = 1.800 kWh
= Stromverbrauch 3.300 kWh/Jahr
Bei dem oberen Beispiel wird das Warmwasser nicht per Strom erzeugt. Wenn Sie in Ihrem Haushalt einen Durchlauferhitzer oder ein ähnliches Gerät zur Warmwassererzeugung nutzen (Warmwasser wird elektrisch erwärmt), wird die Anzahl der Personen mit 550 kWh multipliziert. In unserem Beispiel stellt sich dies folgendermaßen dar:
100 qm Wohnfläche x 9 kWh = 900 kWh
+ 3 Personen im Haushalt x 550 kWh = 1.650 kWh
+ 9 Elektrogeräte im Haushalt x 200 kWh = 1.800 kWh
= Stromverbrauch 4.350 kWh/Jahr
Nachstehend finden Sie eine Aufstellung zu Vergleichswerten. Sie können mit einem Blick feststellen, ob Ihr durchschnittlicher Jahresverbrauch gering oder hoch ist:
Wohnung im Mehrfamilienhaus
Personen | Durchschnittlicher Stromverbrauch (Warmwasser mit Strom) / Mittelwert | Durchschnittlicher Stromverbrauch (Warmwasser ohne Strom) / Mittelwert |
---|---|---|
Stromverbrauch 1 Person | 2.000 kWh | 1.500 kWh |
Stromverbrauch 2 Personen | 3.100 kWh | 2.200 kWh |
Stromverbrauch 3 Personen | 4.100 kWh | 2.800 kWh |
Stromverbrauch 4 Personen | 4.600 kWh | 3.200 kWh |
Stromverbrauch 5 Personen + | 6.000 kWh | 4.000 kWh |
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit / BDEW / Stand Stromspiegel 2017 |
Einfamilienhaus
Personen | Durchschnittlicher Stromverbrauch (Warmwasser mit Strom) | Durchschnittlicher Stromverbrauch (Warmwasser ohne Strom) |
---|---|---|
Stromverbrauch 1 Person | 300 kWh | 2.500 kWh |
Stromverbrauch 2 Personen | 4.000 kWh | 3.200 kWh |
Stromverbrauch 3 Personen | 4.900 kWh | 3.900 kWh |
Stromverbrauch 4 Personen | 5.500 kWh | 4.200 kWh |
Stromverbrauch 5 Personen + | 7.000 kWh | 5.400 kWhh |
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit / BDEW / Stand Stromspiegel 2017 |
Stromverbrauch 1 Person
Eine einzelne Person hat im Pro-Kopf-Vergleich einen höheren Stromverbrauch. Waschmaschine, Spülmaschine, Kühlschrank, Licht und anderes Gerät wird benutzt, und dabei ist es egal, wie viele Personen damit versorgt werden. Die kleinere Waschmaschine für den Singlehaushalt hat zwar ein niedrigeres Fassungsvermögen, aber keinen signifikant niedrigeren Stromverbrauch. Für andere Geräte gilt Ähnliches. Lebt eine Person alleine in einem freistehenden Haus, erhöht sich der Stromverbrauch durch die Außenbeleuchtung und andere Anlagen noch mehr. Für eine einzelne Person lohnt es durchaus, einen Sparduschkopf zu verwenden (weniger Stromverbrauch beim Warmwasser) und die Standby-Geräte bei Nichtgebrauch vom Stromnetz zu nehmen.
Stromverbrauch 2 Personen
Die Spartipps für den Singlehaushalt gelten für den 2-Personenhaushalt zwar auch, aber hier wirken noch andere Maßnahmen, die einfach umzusetzen sind. Wer die Waschmaschine immer nur vollbeladen einschaltet, kann viel Strom sparen. Und die Beleuchtung sollte komplett in LEDs getauscht werden. Denn die sind gegenüber allen anderen Leuchtmitteln auch extrem sparsam. Beide Maßnahmen bedeuten keine Einschränkung in Komfort und Lebensqualität.
Stromverbrauch 3 Personen
Bei drei Personen lohnt ein Austausch der Leuchtmittel in LEDs ebenfalls. Was aber fast noch wichtiger ist: intelligente Steckdosen. Die können den Stromverbrauch bei allen Geräten, die nicht im Dauerbetrieb sind, erheblich reduzieren. Und für einen größeren Haushalt sollte bei der Kühl-Gefrier-Kombination unbedingt auf ein energieeffizientes Gerät der Klasse A+++ geachtet werden. Der Neukauf macht sich auf der Stromrechnung sehr schnell bemerkbar, amortisiert hat sich das Gerät aber erst nach einigen Monaten.
Stromverbrauch 4 Personen
Für einen Haushalt von vier Personen und mehr lohnt es selbstverständlich auch, die oben genannten Tipps umzusetzen. Zusätzlich kann Strom gespart werden, indem Wasser grundsätzlich im Wasserkocher statt im Topf aufbereitet wird. Die Heizpumpe für die Warmwasserzirkulation sollte außerdem mit einer Zeitschaltung versehen werden. Dadurch wird nachts beispielsweise nicht permanent heißes Wasser bereitgehalten. Das senkt die Stromkosten.
Stromverbrauch 1 Familienhaus
Beim Einfamilienhaus wird nicht nur im Haus selbst Strom verbraucht, sondern auch im Freien. Außenbeleuchtung, Garagenbeleuchtung und elektrisches Garagentor, aber auch Rasenmäher und dergleichen benötigen Strom. Hier gilt, was auch im Innenbereich gilt: Intelligente Steckdosen (auf Outdoor-Eignung achten), LEDs statt herkömmlicher Leuchtmittel und sparsame Geräte machen einen großen Unterschied. Für die Beleuchtung können inzwischen auch Lampen eingesetzt werden, die sich über Solarenergie selbst versorgen. Wer einen Bewegungsmelder eingebaut hat, wird damit aber nicht auskommen.
Stromverbrauch messen mit einem Strommessgeräte
Strommessgeräte gibt es im Elektrofachhandel. Die kleinen Geräte kosten nicht viel und lassen sich recht leicht bedienen. Sie werden einfach zwischen die Steckdose und das Verbrauchsgerät geschaltet. Also wird beispielsweise der Kühlschrank nicht direkt in die Steckdose eingesteckt, sondern das Strommessgerät wird dazwischen geschaltet. Eine kleine Digitalanzeige gibt den Stromverbrauch an.
Fazit: Durchscnittlicher Stromverbrauch in Deutschland
Der Vergleich mit den deutschen Durchschnittswerten gibt Ihnen einen guten Einblick, ob noch Einsparpotenzial in Ihrem Haushalt vorhanden ist. Mit ein bisschen Planung und kleineren Umstellungen im häuslichen Bereich lässt sich der Stromverbrauch senken. Damit sinken auch die Haushaltskosten, und zwar nachhaltig. Das kommt nicht nur den Finanzen zugute, sondern auch der Umwelt. So können Sie mögliche Stromfresser lokalisieren und durch einen bewussteren Umgang bares Geld sparen.